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Was tun bei chronischem Tinnitus?

chronischem tinnitus was tun?

Was ist chronischer Tinnitus?

Chronischer Tinnitus beschreibt anhaltende Ohrgeräusche, die länger als drei Monate bestehen. Diese Geräusche können in ihrer Intensität schwanken und werden von Betroffenen oft als Pfeifen, Summen oder Brummen beschrieben.

Grundsätzlich wird zwischen zwei Formen unterschieden:

  • Objektiver Tinnitus: entsteht z. B. durch Strömungsgeräusche in Blutgefäßen nahe des Ohrs und ist sogar mit dem Stethoskop hörbar.

  • Subjektiver Tinnitus: wird ausschließlich vom Patienten wahrgenommen und ist die häufigste Form.

Kurzzeitige Ohrgeräusche kennt fast jeder Mensch – sie verschwinden jedoch meist rasch wieder. Bleiben die Ohrgeräusche jedoch länger als drei Monate bestehen, spricht man von einem chronischen Tinnitus. Dieser kann die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen und starken Leidensdruck verursachen.

Informieren Sie sich weiter über die Behandlung des chronischen Tinnitus in der Klinik Friedenweiler!

Wie klingt Tinnitus?

Die Geräusche variieren von Person zu Person. Typische Formen sind:

  • Tonale Geräusche: Pfeifen, Piepen, Summen

  • Atonale Geräusche: Rauschen, Brummen, Zischen, Klopfen oder Knacken

Viele Betroffene berichten, dass sich die Ohrgeräusche bei Stress verstärken. Tinnitus ist dabei nicht nur ein Symptom im Ohr, sondern kann auch eine Reihe von Begleitsymptomen auslösen.

Was sind die typischen Begleitsymptome für chronischen Tinnitus?

Neben den Ohrgeräuschen treten häufig weitere Beschwerden auf, die das Leben stark einschränken können:

  • Konzentrationsschwierigkeiten

  • Schlafstörungen und Erschöpfung

  • Angstgefühle und Hilflosigkeit

  • Depressive Verstimmungen

  • Soziale Rückzugstendenzen

  • Körperliche Beschwerden wie Muskelverspannungen, Kopfschmerzen, Zähneknirschen oder Schwindel

Diese sekundären Symptome sind für viele Betroffene belastender als das Ohrgeräusch selbst. Daher richtet sich die Therapie oft nicht nur auf das Ohr, sondern auch auf die psychischen und körperlichen Folgen.

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Ursachen: Wie entsteht chronischer Tinnitus?

Die Entstehung von Tinnitus ist komplex. Häufig beginnt er im Innenohr, etwa als Folge eines Hörverlusts. Besonders betroffen sind dabei die Frequenzen, die durch die Hörstörung beeinträchtigt sind.

Auch die Verarbeitung im Gehirn spielt eine entscheidende Rolle: Selbst nach einer Durchtrennung des Hörnervs bleibt das Ohrgeräusch bestehen. Das erklärt, warum Tinnitus nicht nur ein Ohr-, sondern auch ein Gehirnproblem ist.

Mögliche Auslöser:

  • Hörsturz oder Hörverlust

  • Lärmbelastung

  • Stress und psychische Belastungen

  • Stoffwechsel- oder Durchblutungsstörungen

  • Begleiterkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen

Welche Erkrankungen treten kombiniert mit chronischem Tinnitus auf?

Chronischer Tinnitus ist oft mit weiteren Krankheiten verbunden:

Es besteht ein Wechselspiel: Einerseits können anhaltende Ohrgeräusche psychische Erkrankungen auslösen, andererseits erhöhen psychische Probleme das Risiko, einen Tinnitus zu entwickeln.

Welchen Arzt sollte ich bei chronischem Tinnitus aufsuchen? Was sollte dieser Arzt untersuchen?

Zu Beginn der Erkrankung sollte ein Hals-Nasen-Ohrenarzt aufgesucht werden. Dieser wird zunächst die Ohren selbst untersuchen, dann mittels technischer Hilfe die Hörfähigkeit, aber auch die Charakteristika des Tinnitus prüfen. Auch sollte eine neurologische Untersuchung erfolgen, die unter anderem auch das Gleichgewicht prüft. HNO-Arzt und/oder Neurologe entscheiden dann auch, ob weitere bildgebende Verfahren wie die Kernspintomographie oder spezielle Laboruntersuchungen, wie sie zum Beispiel bei Infektionserkrankungen erforderlich sind, durchgeführt werden müssen. Es geht also um den Ausschluß organischer Ursachen des Tinnitus. Meist lässt sich jedoch keine klare körperliche Ursache finden.

Da bei chronischem Tinnitus im Verlauf die psychische Belastung überhandnimmt und das erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit hat, sollte ein Facharzt für Psychiatrie, Psychotherapie oder Psychosomatik hinzugezogen werden, der sich in der Behandlung des chronischen Tinnitus und der Begleiterkrankungen auskennt.

Muss jeder Tinnitus therapiert werden?

Nein. Die allermeisten Ohrgeräusche bilden sich ohne Behandlung von alleine zurück. Erst bei höherem Leidensdruck oder einem Fortbestehen der Ohrgeräusche über einen längeren Zeitraum ist eine Therapie erforderlich.

Welches Medikament hilft bei chronischem Tinnitus am besten?

Während es beim akuten Tinnitus Medikamente wie Cortison oder durchblutungsfördernde Infusionen gibt, existiert keine zugelassene medikamentöse Therapie für chronischen Tinnitus.

Wichtig: Begleiterkrankungen wie Depressionen oder Schlafstörungen können medikamentös behandelt werden. Diese indirekte Behandlung verbessert die Lebensqualität vieler Patient*innen.

Nicht-medikamentöse Therapieformen

Ein erster, wichtiger Schritt ist das sogenannte Tinnitus-Counseling. Dies wird meist von den primär behandelnden Ärzten, also HNO-Ärzten oder Neurologen, durchgeführt. Dies ist keine Psychotherapie, sondern eher eine Psychoedukation, also eine Vermittlung von Informationen vom Arzt an den Patienten (sogenannte Psychoedukation).

Ziel ist es, dem Patienten durch die Schulung die Entwicklung eines eigenen Krankheitsmodelles zu ermöglichen. Durch ein besseres Verständnis über die Erkrankung und deren Ursachen nehmen Ängste und katastrophisierende Gedanken ab und der Patient ist besser in der Lage, über den Einsatz weiterer Behandlungsmöglichkeiten des Tinnitus aktiv mit zu entscheiden.

Psychotherapie

Eine relativ gute Datenlage gibt es für verhaltenstherapeutische Maßnahmen bei chronischem Tinnitus. Die Behandlung sollte störungsspezifisch auf chronischen Tinnitus ausgerichtet sein, um die Gesundheit des Patienten nachhaltig zu fördern. In einem ersten Schritt sollte ein individuelles Krankheitsmodell erarbeitet werden, in welchem der Patient ein besseres Verständnis für die Entstehung des Geräusches im Ohr bekommt und Ängste ausgeräumt werden (Psychoedukation).

In den nächsten Schritten erarbeiten Therapeut und Patient gemeinsam, welche individuellen Faktoren dazu geführt haben können, dass der Patient einen Tinnitus entwickelt hat und welche aufrechterhaltende Faktoren sind. Stressoren im privaten und beruflichen Umfeld können Ursachen sein, die gefunden und analysiert werden. Gegebenenfalls werden alternative Handlungsmöglichkeiten besprochen.

Der Umgang mit Geräuschen im Ohr wird auf

  1. der körperlichen
  2. der emotionalen (die Gefühle betreffend)
  3. der kognitiven (die Gedanken betreffend) und
  4. der das Verhalten betreffenden Ebene

besprochen.

Die tinnitus-spezifische Arbeit des Psychologen zielt auch auf eine Reduktion der Aufmerksamkeitsfokussierung auf die Ohrgeräusche, sodass eine neue
Bewertung des Tinnitus erfolgen und Ängste und Sorgen abgebaut werden können. Auch werden die von Tinnitus-Patienten klassischerweise erlebten Katastrophisierungen („Das Ohrgeräusch wird immer schlimmer und ich kann nichts machen.“) und erwarteten negativen Konsequenzen („Ich kann wegen des Tinnitus nie mehr arbeiten.“, „Ich kann wegen der Ohrgeräusche nie mehr richtig schlafen.“) aufgearbeitet.

Ziel der Therapie ist eine verbesserte Bewältigung der Tinnitus-Symptome und ein Zuwachs an Vertrauen in die eigene Einflussnahme, die sogenannte „Selbstwirksamkeitserwartung“. Diese Selbstwirksamkeitswertung ist ein sehr relevanter Faktor zur Wiedererlangung der eigenen Gesundheit.

Das Vorgehen in der tinnitus-spezifischen Psychotherapie kann hoch strukturiert und manualisiert sein, je nach Erfahrung des Therapeuten und vor allem je nach Begleiterkrankungen kann und soll der Behandler jedoch auch hiervon abweichen können. Ein positiver Nebeneffekt ist, dass auch depressive Syndrome bei dieser Behandlungsform eine Verbesserung erfahren.

Welche weiteren Möglichkeiten der Behandlung von chronischem Tinnitus gibt es?

Häufig angewendet werden sogenannte Noiser, auch Tinnitus-Noiser, Audiostimulator, oder Tinnitus-Masker genannt. Diese Geräte produzieren ein andauerndes Hintergrundgeräusch, welches vom Ohr aufgenommen wird und vom andauernden Ohrgeräusch ablenken soll, zeitgleich aber nicht stört.

Anders als von vielen Patienten erwartet, darf das Noiser-Geräusch den Tinnitus nicht übertönen, weil sonst der sogenannte Habituations-Effekt, also die Gewöhnung an den Tinnitus wegfällt. Diese Habituation ist jedoch für die Verbesserung der Lebensqualität sowie Gesundheit wichtig und Teil der Therapie. Die Idee der Therapie mit einem Noiser besteht also in der Gewöhnung an das leise Geräusch des Noisers und dem Effekt, dass das eigene Ohrgeräusch (der Tinnitus) weniger störend interpretiert wird.

Viele Menschen mit Tinnitus beschreiben zwar unter dem Einsatz eines solchen Noisers eine Besserung ihrer Lebensqualität, die wissenschaftliche Datenlage ist jedoch weniger überzeugend (die Erfolgsquoten liegen in Studien nicht besonders hoch). Dennoch kann der Einsatz eines Noisers im Einzelfall eine überdenkenswerte Option sein.

Erfahren Sie mehr über die Behandlungsmethoden in unserer Klinik!

Sollte man Nahrungsergänzungsmittel nehmen oder eine spezielle Diät einhalten?

Für den Nutzen von Nahrungsergänzungsmitteln in Bezug auf frei erhältliche Stoffe wie zum Beispiel Antioxidantien ließ sich bei der Behandlung von Tinnitus bis jetzt kein Wirksamkeitsnachweis finden, der die Gesundheit maßgeblich verbessert hat. Vom Einsatz dieser Substanzen wird bei der Therapie von Tinnitus in den Leitlinien der Fachgesellschaften abgeraten.

Tinnitus-Retraining-Therapie

Die sogenannte Tinnitus-Retraining-Therapie ist eine Form der Behandlung, die psychoedukative Ansätze (Tinnitus-Counseling), Hörtherapie sowie evtl. akustische Verfahren sowie der Einsatz von tinnitus-spezifischer Psychotherapie beinhaltet.

Rolle von Selbsthilfegruppen

Der Austausch mit anderen Betroffenen kann enorm entlastend wirken. Selbsthilfegruppen bieten:

  • Informationen über die Erkrankung

  • Tipps zu Therapien und Fachärzten

  • gegenseitige Unterstützung und Verständnis

Eine wohnortnahe Gruppe kann eine wertvolle Ergänzung zur ärztlichen und psychotherapeutischen Behandlung sein.

Was können Betroffene selbst tun?

  • Sich umfassend über Tinnitus informieren

  • Stress reduzieren (z. B. durch Entspannungsverfahren)

  • Absolute Stille vermeiden – leise Hintergrundgeräusche sind oft hilfreich

  • Akustische Überlastung meiden

  • Ohrgeräusche nicht bekämpfen, sondern akzeptieren

  • Psychotherapie bei anhaltendem Leidensdruck in Anspruch nehmen

  • Begleiterkrankungen gezielt behandeln lassen

  • Selbsthilfegruppen nutzen (z. B. www.tinnitus-liga.de)

Sie haben das Gefühl an einem chronischen Tinnitus zu leiden? – Kontaktieren Sie uns jederzeit gerne!

FAQ

Welche ersten Schritte sind bei chronischem Tinnitus sinnvoll, bevor eine Therapie beginnt?

Ein erster wichtiger Schritt ist das sogenannte Tinnitus-Counseling. Dabei erhalten Patient*innen gezielte Informationen über die Erkrankung, deren Ursachen und Auswirkungen. Diese Psychoedukation hilft, Ängste abzubauen, ein eigenes Krankheitsverständnis zu entwickeln und gemeinsam mit dem Arzt über weitere Behandlungsmöglichkeiten zu entscheiden. Besonders bei hohem Leidensdruck kann eine frühe strukturierte Aufklärung den Verlauf positiv beeinflussen.

Warum ist bei chronischem Tinnitus nicht nur das Ohrgeräusch relevant, sondern auch die Begleitsymptomatik?

Viele Betroffene leiden weniger unter dem Geräusch selbst, sondern stärker unter den Folgeerscheinungen wie Schlafstörungen, Konzentrationsproblemen, sozialem Rückzug oder Ängsten. Diese Begleitsymptome beeinträchtigen die Lebensqualität oft erheblich. Deshalb zielt eine wirksame Therapie darauf ab, nicht nur das Ohrgeräusch, sondern auch die psychischen und körperlichen Folgen gezielt zu behandeln.

Gibt es Medikamente oder Nahrungsergänzungsmittel, die bei chronischem Tinnitus nachweislich helfen?

Für den chronischen Tinnitus ist derzeit kein Medikament mit belegter Wirksamkeit zugelassen. Weder Antioxidantien noch andere frei erhältliche Substanzen haben in Studien überzeugende Effekte gezeigt. Leitlinien raten daher vom Einsatz solcher Mittel ab. Stattdessen liegt der Fokus auf individueller Psychotherapie und der Behandlung möglicher Begleiterkrankungen wie Schlafstörungen oder Depressionen.

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