Psychoedukation
Erhalten Sie hier einen Überblick über die Entstehung und die Anwendungsgebiete der Psychoedukation in der Klinik Friedenweiler.
Was ist Psychoedukation?
Unter Psychoedukation versteht man die systematische Vermittlung von Wissen über Erkrankungen. Psychoedukation hilft dem Patienten, ein eigenes individuelles Krankheitsmodell aufzubauen. In der Folge verbessern sich Krankheitsverständnis und Krankheitsbewältigung. Psychoedukation ist kein eigenständiges Therapieverfahren, sondern sollte bei allen Behandlungsansätzen integraler Bestandteil der medizinischen Versorgung sein. Bei vielen psychischen Erkrankungen können auch Angehörige einbezogen werden, um das Umfeld des Patienten in die Behandlung mit einzubeziehen.
Entstehung der Psychoedukation
Prinzipiell gehört die Vermittlung von Sachinformationen zu den genuin ärztlichen und psychotherapeutischen Aufgaben. In der modernen Medizin hat sich jedoch auch das Verhältnis von Arzt zu Patient bzw. Klient geändert. Während früher vor allem der Arzt die Entscheidungssouveränität inne hatte und somit oft die Richtung der medizinischen Behandlung vorgab (paternalistische Modell), sollten heute informative Modelle, bei welchen der Patient in die Entscheidungsfindung mit einbezogen wird, Standard sein. Problematisch kann dies sein, wenn ein großes Wissensgefälle zwischen Arzt und Patienten besteht, welches durch die Psychoedukation abgemildert werden kann. Ziel ist die partizipative Entscheidungsfindung (auch shared decision making genannt), welche darauf abzielt, dass die Behandlung Ergebnis einer gemeinsam verantworteten Übereinkunft ist.
Anwendungsmöglichkeiten der Psychoedukation
- Affektive Störungen wie Depression und Burnout
- Stressfolgeerkrankungen
- Traumafolgestörungen
- Angststörungen
- Zwangsstörungen
- Abhängigkeitserkrankungen
- Psychosen (vor allem zu Rezidivprophylaxe nach erfolgreicher Akutbehandlung)
- Somatoforme Störungen
Ziel der Psychoedukation
Ziel von Psychoedukation ist es, Missverständnisse auszuräumen und fehlerhafte Vorstellungen über Erkrankungen zu korrigieren. Stigmatisierung, Scham, Selbstabwertung und Ängste sollen gemindert, Optimismus soll gefördert werden. Der Patient wird durch die fachlichen Informationen immer mehr Experte in eigener Sache, fühlt sich weniger hilflos, und kann besser mit medizinischen Sachverhalten umgehen, und maßgebliche Entscheidungen treffen. Zudem wird das Rezidivrisiko (Wiedererkrankungsrisiko) substanziell gesenkt.