Therapie, Behandlung und Identifizierung von psychischen Erkrankungen in Zeiten von Corona
Die Corona-Pandemie sorgt für weltweite Einschränkungen, Nöte und Ängste. Dies hat auch einen Einfluss auf die Therapie und Behandlung von Patienten mit psychischen Erkrankungen.
Zum einen kann die aktuelle Situation Symptome bestehender Erkrankungen verschlechtern. Es kann jedoch auch sein, dass bislang psychisch stabile Menschen eine Erkrankung neu entwickeln.
Zum anderen stellt sie die Therapie aber auch vor größerer Hürden: Patienten können oder wollen ihr Haus nicht mehr verlassen, um zu Ärzten und Psychologen zu gehen. Auf der anderen Seite ist das therapeutische Angebot von Praxen und Kliniken eingeschränkt, Behandlungskapazitäten sind reduziert. Wie verläuft die Therapie also in Zeiten von Corona?
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Notwendige Vorkehrungen zur Gewährleistung einer sicheren Therapie
Gerade in Ausnahmesituationen wie die der Corona Krise ist die Therapie und Behandlung von akuten psychischen Erkrankungen wichtig und kann und darf nicht bis auf weiteres ausgesetzt werden. Gleichwohl müssen infektiologische Vorkehrungen getroffen werden, um die Sicherheit von Patienten, Angehörigen, Therapeuten und Ärzten zu gewährleisten.
In der Klinik Friedenweiler gehören zu den Maßnahmen unter anderem:
- Mehr Einzeltherapieeinheiten
- Gruppentherapien nur in Kleingruppen
- Viele Therapien im Freien
- Spezielles Hygienekonzept innerhalb der Klinik
- Angepasste Besucherregeln mit Einschränkung der Besucheranzahl
Allgemeine Hygieneregeln
Um eine mögliche Ansteckung durch das Coronavirus zu vermeiden, müssen besondere Hygienestandards beachten werden:
- Wir schütteln keine Hände – wir schenken uns dafür ein Lächeln!
- Informationen über die Hygieneregeln werden an die Patienten ausgeteilt und sind in den Behandlungsbereichen angebracht
- Die Behandlungsräume werden zwischen Therapien und Sitzungen gelüftet
- Bei der medizinischen Erfordernis körperlicher Nähe (wie zum Beispiel beim Blutabnehmen, EKG schreiben oder Blutdruckmessen) müssen Patient und medizinisches Personal einen Mundschutz tragen.
- Vor den Terminen und insbesondere vor einer Aufnahme wird mit den Patienten geklärt, ob sie klinische Zeichen wie z.B. Husten oder Fieber aufweisen oder ob sie in den letzten 14 Tagen Kontakt mit einer infizierten Person hatten
- Therapeuten müssen eine Corona Erkrankung ihrer Patienten melden und niederschwellig Testungen vornehmen lassen
- Ärzte und Therapeuten müssen sich über die aktuellen Empfehlungen der medizinischen Fachgesellschaften und des RKI informieren
Psychotherapie
Die Einzelpsychotherapie ist bei den meisten psychischen Erkrankungen die wesentliche Säule der Behandlung. Wenn Patient und Arzt klinisch beschwerdefrei sind und keinen Kontakt zu nachweislich erkrankten Menschen hatten, können in der Einzelpsychotherapie die Masken abgenommen werden, wenn ein Mindestabstand von 1,50 m sicher eingehalten werden kann.
Gruppentherapien sind aktuell nur in Kleinstgruppen möglich. Sie finden bei schönem Wetter bevorzugt im Freien statt. Wichtig ist hierbei besonders am Anfang der gruppentherapeutischen Sitzungen auf die besonderen Hygieneregeln zu verweisen. Die Räume sind vor und nach den Therapien gut zu durchlüften.
Stressoren während der Corona Pandemie und psychische Erkrankungen
Die Corona Pandemie setzt allen Menschen erheblichen Stressoren aus. Alltägliche Routinen fehlen, Hobbies können nicht ausgeübt werden, Ressourcen in Form von Familie und Freunden kann nicht oder nur eingeschränkt genutzt werden. Hinzu kommen Kurzarbeit, existenzielle Ängste bei Selbständigen und Zukunftssorgen. Doch wann handelt es sich noch um „normale“ Reaktionen auf die Krise und ab welchem Zeitpunkt hat die eigene Reaktion Krankheitswert?
Depression und Corona
Es ist nicht ungewöhnlich, dass Menschen in der aktuellen Situation eine eigene psychische Reaktion mit negativen Gefühlen oder Ängsten verspüren. Doch wann wird aus Unsicherheit oder Traurigkeit – eine der normalen Grundemotion des Menschen – eine Depression?
Ausdruck einer beginnenden Depression können höherwertige und bleibende Ängste sein. Eine Depression geht über die Deprimiertheit und negative Gefühle hinaus einher mit Antriebsmangel, Verlust der Tagesstruktur (mehr Zeit, aber nichts geregelt bekommen, der Tag geht vorbei, ohne dass man Dinge umsetzen kann), geringerer Selbstwirksamkeitserwartung, Mangel an Vitalgefühlen (Gefühl der körperlichen Unversehrtheit) und auch Lebensüberdrussgedanken bis hin zu Suizidalität. Diese Symptome sind nicht mehr durch Willensanstrengung überwindbar und haben Krankheitswert.
Darüber hinaus gibt es aber noch weitere, auch körperliche Symptome, die auf eine Depression hinweisen:
Hauptsymptome
- depressive Stimmung
- Freudlosigkeit / Interessenverlust
- Antriebslosigkeit
Veränderungen im sozialen Verhalten
- Isolierung; Rückzug aus der Familie oder dem Freundeskreis
- Probleme in der Partnerschaft
Körperliche Symptome
- Schlafstörungen und Müdigkeit
- Geschwächtes Immunsystem
- Appetitlosigkeit
- Übermäßiger Genussmittelkonsum (v.a. Alkohol)
- Verminderte Leistungsfähigkeit
- Konzentrationsstörungen
Psychische Anzeichen
- Geringes Selbstbewusstsein
- Wenig Begeisterungsfähigkeit
- Pessimismus
- Negative Gedanken
- Vergesslichkeit
- Gleichgültigkeit
- Schuld- und Minderwertigkeitsgefühle
- Gefühl der Hoffnungslosigkeit
- Suizidgedanken (besonders bei schwerer Depression)
Burn-out und Corona
Das Home Office ermöglicht auch in Zeiten der Pandemie, der Arbeit weiterhin nachzugehen und den Lebensunterhalt zu verdienen. Gleichzeitig stellt die plötzliche berufliche Tätigkeit zu Hause für viele eine zusätzliche Belastung dar. Die Wohnung ist nun Zuhause und Büro in Einem – vielen fällt es schwer abzuschalten und eine klare Abgrenzung zwischen Arbeit und Privatleben zu ziehen.
Bei vielen entsteht das Gefühl der immerwährenden Erreichbarkeit. Bewiesenermaßen steigt sogar die geleistete Arbeit im Home Office um bis zu 13 %. Mit der zusätzlichen häuslichen Kinderbetreuung und Homeschooling aufgrund geschlossener Schulen und Kitas kommen viele Stressoren zusammen. Damit steigt auch das Risiko, an eigene Belastungsgrenzen zu gelangen.
Viele Menschen bemerken ein Gefühl des ausgelaugt und ausgebrannt seins. Jedoch ist nicht jede Erschöpfung gleich ein Burn-out. Die klinischen Zeichen eines Burn-out sind konkreter, abgrenzbar und manifestieren sich – wie auch die Depression – auf verschiedenen Ebenen:
Häufig gestellte Fragen
Kann ich auch aktuell stationär in einer psychiatrischen Klinik aufgenommen werden?
Ja. Viele Kliniken – so wie auch die Klinik Friedenweiler – haben ihre hygienischen Maßnahmen den epidemiologischen Anforderungen angepasst und können deshalb in begrenztem Umfang neue Patienten aufnehmen.
Kann jeder Patient aktuell psychiatrisch aufgenommen werden?
Nein, vor der Aufnahme ist zunächst ein telefonisches Assessment erforderlich, wo Risikofaktoren abgefragt werden. Auch wird direkt nach Ankunft in der Klinik eine internistische Untersuchung vorgenommen, um die sich schon in der Klinik befindlichen Patienten bestmöglich zu schützen.
Welche Menschen sind besonders gefährdet während Corona erstmals eine psychische Erkrankung zu entwickeln?
Die individuelle Reaktion auf die Corona-Pandemie variiert stark von Mensch zu Mensch. Ein entscheidender Faktor bildet hierbei die Resilienz. Als Resilienz bezeichnet man die individuelle Widerstandsfähigkeit und die damit einhergehende Art der Reaktion auf kritische Ereignisse. Menschen mit einer hohen Resilienz kommen besser mit Krisen klar und sind somit weniger gefährdet, psychisch zu erkranken.
Wie kann ich meine Resilienz stärken?
Ganz wichtig: Die eigenen Ressourcen erkennen und nutzen – Hobbies, soziale Netzwerke, Optimismus. Stressoren bewusst wahrnehmen, erkennen, und gezielt Strategien festlegen. Wenn dies nicht hilft, ambulante und wenn notwendig eine stationäre Behandlung in Anspruch nehmen.
Zur Bewältigung der Corona Krise wurden Maßnahmen getroffen, die Menschen in allen Lebensbereichen erheblich beeinträchtigen. Eine derartige Ausnahmesituation haben die wenigsten Menschen bislang erlebt.
Distress und Eustress
Eustress ist die Bezeichnung für den positiven Stress. Situationen und Anforderungen, die wir als negativ empfinden, lösen allerdings die zweite Stressvariante, den sogenannten Distress aus.
Depression
Ausprägung, Schwere und Verlaufsmuster einer Depression können von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich sein. Die meisten depressiven Erkrankungen sind episodische Störungen und haben einen phasenhaften Verlauf mit symptomfreien Intervallen.