Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT) bei Borderline Persönlichkeitsstörungen

Einleitung
In einer Welt, in der psychische Gesundheit zunehmend Beachtung findet, stehen wir vor der Aufgabe, effektive und zugängliche Behandlungsmethoden für jene zu finden, die mit komplexen psychischen Herausforderungen leben. Die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT), insbesondere in ihrer Anwendung bei Borderline-Persönlichkeitsstörungen, ist dabei ein wichtiger Baustein. Dieser Artikel soll Ihnen einen umfassenden Einblick in die DBT geben, eine Therapieform, die sich als besonders wirkungsvoll bei der Behandlung von emotional instabilen Persönlichkeitsstörungen erwiesen hat.
Was ist Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT)?
Ursprung und Entwicklung der DBT
Die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT) wurde in den späten 1980er Jahren von der Psychologin Dr. Marsha M. Linehan entwickelt, ursprünglich als eine Methode zur Behandlung von chronischer Suizidalität und Borderline-Persönlichkeitsstörungen. Dr. Linehan hatte selbst Erfahrungen mit psychischen Erkrankungen. Sie erkannte, dass herkömmliche therapeutische Ansätze oft nicht effektiv waren für Personen mit diesen komplexen Herausforderungen.
Die Kernidee der DBT war es, eine Therapieform zu schaffen, die sowohl akzeptierend als auch veränderungsorientiert ist. Dr. Linehan integrierte Konzepte aus der kognitiven Verhaltenstherapie mit Einsichten aus der buddhistischen Meditationstechnik der Achtsamkeit. Dieser integrative Ansatz zielte darauf ab, Patient*innen zu helfen, ein Gleichgewicht zwischen der Annahme ihrer Gefühle und Gedanken und der Notwendigkeit, destruktive Verhaltensmuster zu verändern, zu finden.
Grundprinzipien der DBT
Die Grundprinzipien der DBT lassen sich in mehrere Schlüsselaspekte unterteilen:
- Dialektik: Die Therapie basiert auf dem Konzept der Dialektik, der Integration von gegensätzlichen Kräften. Im Falle der DBT geht es um die Balance zwischen Akzeptanz und Veränderung. Patient*innen lernen, ihre Situation und sich selbst zu akzeptieren, während sie gleichzeitig an Verhaltensänderungen arbeiten.
- Achtsamkeit: Achtsamkeit ist ein zentraler Bestandteil der DBT und beinhaltet das bewusste Wahrnehmen des gegenwärtigen Moments ohne Wertung. Diese Fähigkeit hilft den Patient*innen, sich ihrer Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen bewusst zu werden, ohne sofort zu reagieren.
- Emotionsregulation: Die DBT lehrt Techniken zur Identifizierung und Handhabung intensiver Emotionen. Dies ist besonders wichtig für Personen mit Borderline-Persönlichkeitsstörungen, da sie oft Schwierigkeiten haben, ihre Emotionen zu regulieren.
- Stresstoleranz: Hierbei geht es um das Entwickeln von Fähigkeiten, um stressige Situationen zu bewältigen, ohne auf schädliche Verhaltensweisen zurückzugreifen. Dazu gehören Techniken wie Ablenkung, Selbstberuhigung und das Denken in Krisenzeiten.
- Zwischenmenschliche Fertigkeiten: Diese Komponente konzentriert sich darauf, Beziehungen zu verbessern und Konflikte effektiv zu lösen. Sie umfasst Fähigkeiten wie effektive Kommunikation, Grenzen setzen und die Fähigkeit, um Hilfe zu bitten.
Die DBT hat sich seit ihrer Entwicklung erheblich weiterentwickelt und wird mittlerweile nicht nur bei Borderline-Persönlichkeitsstörungen, sondern auch bei einer Vielzahl anderer psychischer Störungen erfolgreich eingesetzt:
- Depressionen: Besonders bei chronischen oder schweren depressiven Störungen, die auf andere Behandlungen nicht ansprechen.
- Essstörungen: Wie Bulimie und Binge-Eating-Störungen, wo die DBT helfen kann, dysfunktionale Essverhaltensweisen und die damit verbundenen emotionalen Probleme zu behandeln.
- Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS): DBT kann bei der Verarbeitung traumatischer Erlebnisse und der Regulation von Stressreaktionen hilfreich sein.
- Substanzmissbrauch und Abhängigkeitserkrankungen: DBT unterstützt Betroffene dabei, ihre Suchtmuster zu erkennen und zu ändern sowie Rückfällen vorzubeugen.
- Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS): Insbesondere zur Förderung von Achtsamkeit und Impulskontrolle.
- Angststörungen: Die DBT kann dabei helfen, Angstsymptome zu reduzieren und bessere Bewältigungsstrategien zu entwickeln.
- Selbstverletzendes Verhalten: Nicht nur im Kontext von Borderline, sondern auch bei anderen psychischen Erkrankungen kann DBT eingesetzt werden, um selbstschädigendes Verhalten zu reduzieren.
- Bipolare Störungen: DBT unterstützt bei der Regulation starker Stimmungsschwankungen und der Entwicklung angemessener Coping-Strategien.
Ihre Flexibilität und Anpassungsfähigkeit an die individuellen Bedürfnisse der Patient*innen machen sie zu einer wertvollen Ressource in der modernen Psychotherapie.
DBT bei Borderline-Persönlichkeitsstörungen
Warum DBT bei Borderline-Persönlichkeitsstörungen?
Die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) ist eine komplexe psychische Erkrankung, welche für die Betroffenen und ihr Umfeld oft eine erhebliche Herausforderung darstellt. Charakteristisch für BPS sind emotionale Instabilität, intensive und instabile zwischenmenschliche Beziehungen, ein schwankendes Selbstbild und oftmals selbstverletzendes Verhalten. Hier setzt die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT) an:
- Emotionale Regulation: Ein Hauptproblem für Menschen mit BPS ist die Schwierigkeit, ihre intensiven Emotionen zu regulieren. Die DBT vermittelt Techniken, um emotionale Schwankungen besser zu verstehen und zu bewältigen. Dazu gehört das Erlernen, Emotionen zu erkennen, zu benennen und angemessen darauf zu reagieren, statt impulsiv zu handeln.
- Verbesserung zwischenmenschlicher Beziehungen: Viele Betroffene erleben in ihren Beziehungen extreme Höhen und Tiefen, was zu Konflikten und Missverständnissen führen kann. Durch das Training zwischenmenschlicher Fähigkeiten hilft die DBT, effektivere Kommunikationsstrategien zu entwickeln und Beziehungen zu stabilisieren.
- Umgang mit selbstverletzendem Verhalten: Selbstverletzung und Suizidgedanken sind bei BPS nicht ungewöhnlich. DBT bietet spezielle Techniken und Strategien, um solche Verhaltensweisen zu erkennen und zu verändern. Die Patient*innen lernen, alternative Bewältigungsstrategien für stressige oder schwierige Situationen zu entwickeln.
Wesentliche Bestandteile der DBT
- Kombination aus Akzeptanz und Veränderung: Einzigartig in der DBT ist die Balance zwischen der Akzeptanz des gegenwärtigen Zustandes und dem Streben nach Veränderung. Dieser Ansatz ist besonders wirksam bei BPS, da er es den Betroffenen ermöglicht, sich selbst und ihre Emotionen anzuerkennen, gleichzeitig aber an der Veränderung problematischer Verhaltensweisen zu arbeiten.
- Struktureller Aufbau der Therapie: DBT integriert sowohl Einzeltherapie als auch Gruppen-Skills-Training. Während die Einzeltherapie auf individuelle Probleme und Fortschritte fokussiert, bietet das Gruppentraining einen Raum, um spezifische Fertigkeiten zu erlernen und sich mit anderen auszutauschen. Diese Kombination ermöglicht eine umfassende Betreuung und unterstützt das Lernen und Anwenden neuer Fähigkeiten im Alltag.
- Fokus auf spezifische Fertigkeiten: In den Gruppensitzungen werden vier Kernkompetenzen vermittelt:
- Achtsamkeit, die hilft, sich auf den gegenwärtigen Moment zu konzentrieren und eine nicht-wertende Haltung einzunehmen.
- Emotionsregulation, um Gefühle besser zu verstehen und zu steuern.
- Stresstoleranz, die Techniken bietet, um schwierige oder überwältigende Emotionen zu bewältigen.
- Zwischenmenschliche Effektivität, die auf den Aufbau und die Verbesserung von Beziehungen abzielt.
Ablauf der DBT orientierten Behandlung in der Klinik Friedenweiler
Die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT) in der Klinik Friedenweiler folgt einem strukturierten Ansatz, der darauf abzielt, den Betroffenen effektive Strategien zur Bewältigung ihrer psychischen Herausforderungen zu bieten. Die DBT gilt als effektiver Bestandteil in der Behandlung von Persönlichkeitsstörungen, insbesondere des Borderline-Typus, und zeichnet sich durch ihre umfassende und differenzierte Herangehensweise aus.
Struktur und Phasen der Therapie
Die DBT-orientierte Behandlung in Friedenweiler ist in verschiedene Phasen unterteilt, die jeweils spezifische Ziele und Methoden beinhalten:
- Vorbereitungsphase: Hier werden die Patient*innen auf die Therapie vorbereitet, indem die Grundlagen erklärt und individuelle Therapieziele festgelegt werden.
- Hauptphase der Therapie: In dieser Phase findet die intensive Arbeit an den Kernproblemen statt, einschließlich der Entwicklung von Bewältigungsstrategien und der Arbeit an zwischenmenschlichen Beziehungen.
- Integrations- und Abschlussphase: Diese Phase dient dazu, die erlernten Fähigkeiten zu festigen und die Patient*innen auf die Zeit nach der Therapie vorzubereiten.
Einzel- und Gruppentherapiesitzungen
Die Therapie in der Klinik Friedenweiler umfasst zwei zentrale Elemente:
Einzelpsychotherapie:
In regelmäßigen Sitzungen arbeiten die Therapeutinnen individuell mit den Patient*innen an ihren spezifischen Herausforderungen und Zielen. Diese Sitzungen sind entscheidend für die persönliche Entwicklung und den Therapieerfolg.
Gruppentherapie:
Die Gruppensitzungen umfassen verschiedene Module, die auf die Entwicklung und Stärkung spezifischer Fähigkeiten abzielen:
- Innere Achtsamkeit: Fokussiert auf das Bewusstsein und die Akzeptanz des gegenwärtigen Moments.
- Zwischenmenschliche Beziehungen: Vermittelt Fertigkeiten, um Beziehungen effektiver zu gestalten.
- Umgang mit Gefühlen: Hilft bei der Identifizierung und angemessenen Reaktion auf emotionale Zustände.
- Umgang mit Krisen: Bietet Strategien, um in schwierigen oder stressigen Situationen ruhig und effektiv zu bleiben.
Anwendungsgebiete der DBT
Die DBT orientierte Behandlung in der Klinik Friedenweiler wird nicht nur bei emotional-instabilen Persönlichkeitsstörungen vom Borderline- oder impulsiven Typus eingesetzt, sondern auch bei anderen spezifischen Persönlichkeitsstörungen, komplexen Traumafolgestörungen sowie in speziellen Unterformen für essgestörte Patient*innen oder im forensischen Setting.
Weitere Informationen zu der Dialektisch-behaviorale Therapie (DBT) finden Sie hier.
Kontaktaufnahme mit der Klinik Friedenweiler
Wenn Sie oder Angehörige sich für die Behandlungsmöglichkeiten in der Klinik Friedenweiler interessieren oder spezifische Fragen zur Dialektisch-Behavioralen Therapie haben, steht Ihnen unser Kontaktformular zur Verfügung. Dieses bietet eine unkomplizierte Möglichkeit, mit uns in Verbindung zu treten. Egal, ob es um eine Anfrage für eine Therapie, allgemeine Informationen oder spezifische Fragen zu unseren Behandlungsmethoden geht – wir sind hier, um Ihnen zu helfen. Füllen Sie einfach das Formular auf unserer Website aus, und unser Team wird sich so schnell wie möglich mit Ihnen in Verbindung setzen, um Ihre Fragen zu beantworten und den Weg für eine mögliche Behandlung zu ebnen.
Erfolgskriterien und Wirksamkeit
Forschungsergebnisse zur Wirksamkeit der DBT
Die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT) ist durch umfangreiche Forschung und klinische Studien als eine effektive Behandlungsmethode für Borderline-Persönlichkeitsstörungen und andere psychische Erkrankungen anerkannt. Studien zeigen, dass DBT besonders wirksam bei der Reduzierung von selbstverletzendem Verhalten, Suizidalität und der Verbesserung der emotionalen Regulation und zwischenmenschlichen Fähigkeiten ist.
Jedoch ist es wichtig zu betonen, dass die Wirksamkeit der DBT, wie bei jeder therapeutischen Intervention, nicht garantiert werden kann. Während viele eine signifikante Verbesserung ihrer Symptome und Lebensqualität erfahren, kann der Grad des Erfolgs individuell unterschiedlich sein. Faktoren wie die Schwere der Symptome, die Bereitschaft und Fähigkeit zur aktiven Teilnahme an der Therapie sowie individuelle Lebensumstände spielen eine wesentliche Rolle im Therapieerfolg.
Erfolgsgeschichten und Patientenfeedback
Trotz der individuellen Unterschiede gibt es zahlreiche Erfolgsgeschichten von Patient*innen, welche durch DBT bedeutende Fortschritte gemacht haben. Viele berichten von einer verbesserten Fähigkeit, mit schwierigen Emotionen umzugehen, einer Reduzierung von Kriseninterventionen und einer allgemeinen Steigerung ihres Wohlbefindens. Patientenfeedback hebt häufig die Bedeutung der erlernten Fähigkeiten hervor, insbesondere Achtsamkeit und Emotionsregulation, die ihnen helfen, im Alltag stabiler und selbstsicherer zu agieren. Die Teilnahme an Gruppentherapiesitzungen wird oft als unterstützend und ermutigend empfunden, da sie den Austausch mit anderen ermöglicht, die ähnliche Herausforderungen erleben.
Es ist jedoch wichtig, sich daran zu erinnern, dass eine Therapie, unabhängig von der gewählten Methode, ein anspruchsvoller Prozess ist, der Engagement und Arbeit erfordert. Erfolge sind oft das Ergebnis eines kontinuierlichen, aktiven Bemühens sowohl in der Therapie als auch im täglichen Leben.
Häufig gestellte Fragen
Wie lange dauert eine typische DBT-Behandlung bei Borderline-Persönlichkeitsstörungen?
Die Dauer einer stationären Behandlung mit Dialektisch-Behavioraler Therapie (DBT) hängt von verschiedenen Faktoren ab und kann daher stark variieren. In der Regel dauern kurzzeitige stationäre Behandlungen einige Wochen bis zu einigen Monaten. Dies kann beispielsweise der Fall sein, wenn es darum geht, akute Krisen zu bewältigen oder spezifische Fertigkeiten intensiv zu trainieren. Bei komplexeren oder schwereren Fällen, insbesondere wenn mehrere psychische Störungen vorliegen oder wenn langjährige Muster problematischen Verhaltens verändert werden sollen, kann die Behandlung auch länger dauern. In solchen Fällen kann eine stationäre DBT-Therapie mehrere Monate in Anspruch nehmen. Wichtig ist, dass die Dauer der Behandlung individuell auf die Patient*innen abgestimmt wird, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen. Die Entscheidung über die Dauer der Therapie wird von einem multidisziplinären Team getroffen, das die spezifischen Bedürfnisse und Fortschritte der Patient*innen berücksichtigt.
Welche spezifischen Herausforderungen können bei der DBT-Behandlung auftreten und wie werden sie angegangen?
Während der DBT-Behandlung können verschiedene Herausforderungen auftreten. Dazu gehört die Bewältigung intensiver Emotionen, die oft mit der Borderline-Persönlichkeitsstörung einhergehen. Patient*innen erlernen in der Therapie Techniken zur Emotionsregulation und Achtsamkeit, die ihnen helfen, ihre Gefühle besser zu verstehen und zu handhaben. Eine weitere Herausforderung ist die Anwendung dieser Fähigkeiten im täglichen Leben. Die Patient*innen erhalten Unterstützung durch die Therapeutinnen, um diese Fähigkeiten zu festigen und regelmäßig zu üben. Zudem ist das kontinuierliche Engagement in der Therapie entscheidend. Die Therapeut*innen arbeiten mit den Patient*innen zusammen, um individuelle Ziele zu setzen und die Motivation aufrechtzuerhalten.
Wie kann man den Erfolg einer DBT-Behandlung messen und beurteilen?
Der Erfolg einer DBT-Behandlung wird anhand verschiedener Faktoren gemessen. Dazu zählt die Verringerung von spezifischen Symptomen wie Selbstverletzung, Suizidgedanken oder emotionaler Instabilität. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Verbesserung der allgemeinen Lebensqualität, welche sich in einer besseren Bewältigung des Alltags und verbesserten zwischenmenschlichen Beziehungen manifestieren kann. Zudem sind Fortschritte in der Selbstwahrnehmung und der Fähigkeit zur effektiveren Selbstregulation wichtige Indikatoren für den Erfolg der Therapie. Es ist jedoch zu beachten, dass der Erfolg individuell variiert und stark von der persönlichen Einsatzbereitschaft sowie den individuellen Lebensumständen der Patient*innen abhängt.
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