ICD-10 F52
Sexuelle Funktionsstörungen, nicht verursacht durch eine organische Störung oder Krankheit
ICD-10 F52 – Sexuelle Funktionsstörungen, nicht verursacht durch eine organische Störung oder Krankheit
Diese Diagnosegruppe umfasst sexuelle Funktionsstörungen, bei denen psychische oder emotionale Ursachen im Vordergrund stehen und keine organisch-medizinische Erkrankung die Beschwerden erklärt. Die Störungen können sich auf das sexuelle Verlangen, die Erregung, den Orgasmus oder das sexuelle Erleben insgesamt auswirken und betreffen Menschen jeden Geschlechts und Alters.
Ursachen und Risikofaktoren
Psychogene sexuelle Funktionsstörungen entstehen häufig durch eine Kombination aus psychischen, partnerschaftlichen und gesellschaftlichen Einflüssen. Zu den Risikofaktoren zählen:
- Leistungsdruck und Versagensängste, etwa durch hohe Erwartungen an sich selbst oder den*die Partner*in.
- Partnerschaftskonflikte, Kommunikationsprobleme oder fehlende emotionale Nähe.
- Vergangene traumatische Erfahrungen, wie Missbrauch oder Grenzverletzungen.
- Depressionen, Angst- und Zwangsstörungen, die das sexuelle Erleben beeinflussen.
- Negative sexuelle Sozialisation, z. B. Schuldgefühle oder Scham in Bezug auf Sexualität.
Diagnose
Die Diagnose erfolgt durch ein ausführliches ärztlich-psychologisches Gespräch, oft unter Einbezug des*der Partner*in. Wichtige Kriterien sind:
- Sexuelle Unzufriedenheit oder Probleme, die über mindestens mehrere Wochen bestehen.
- Kein Nachweis einer körperlichen Ursache, etwa hormonelle oder neurologische Erkrankungen.
- Leidensdruck, der durch die Störung entsteht.
- Ausschluss medikamentöser Nebenwirkungen, die sexuelle Symptome verursachen könnten.
Unterformen der sexuellen Funktionsstörungen
| ICD-Kategorie | Beschreibung |
|---|---|
| F52.0: Mangel oder Verlust von sexuellem Verlangen | Geringes oder fehlendes sexuelles Interesse; reduziertes Bedürfnis nach sexueller Aktivität. |
| F52.1: Sexuelle Aversion und mangelnde sexuelle Freude | Starke Abneigung gegen sexuelle Kontakte oder deutlicher Verlust sexueller Lust und Befriedigung. |
| F52.2: Versagen genitaler Reaktionen | Störungen der körperlichen sexuellen Reaktion, z. B. Erektionsstörungen oder fehlende Lubrikation. |
| F52.3: Orgasmusstörung | Verzögerter, abgeschwächter oder vollständig ausbleibender Orgasmus trotz ausreichender Erregung. |
| F52.4: Ejaculatio praecox (vorzeitiger Samenerguss) | Wiederholter oder dauerhafter vorzeitiger Samenerguss mit Leidensdruck oder Partnerschaftsproblemen. |
| F52.5: Nichtorganischer Vaginismus | Unwillkürliche Verkrampfung der Beckenbodenmuskulatur, die den Geschlechtsverkehr erschwert oder unmöglich macht. |
| F52.6: Nichtorganische Dyspareunie | Schmerzen beim Geschlechtsverkehr ohne erkennbare körperliche Ursache. |
| F52.7: Übermäßiges sexuelles Verlangen | Übersteigerter Sexualtrieb oder zwanghafte Beschäftigung mit sexuellen Aktivitäten. |
| F52.8 / F52.9: Sonstige oder nicht näher bezeichnete sexuelle Funktionsstörungen ohne organische Ursache | Sexuelle Funktionsstörungen, die keiner spezifischen Unterkategorie zugeordnet werden können. |
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Behandlungsmöglichkeiten
Die Therapie richtet sich nach der Art der Störung und den individuellen Umständen. Mögliche Maßnahmen sind:
- Sexualtherapie oder Paartherapie, zur Klärung partnerschaftlicher Dynamiken.
- Psychotherapie, insbesondere bei zugrunde liegenden Ängsten, Traumata oder Depressionen.
- Psychoedukation, um Wissen über Sexualität und Körperreaktionen zu fördern.
- Entspannungstechniken, um Leistungsdruck abzubauen.
- Körpertherapeutische Ansätze, z. B. bei Vaginismus oder Schmerzen.

Prognose und Umgang mit der Erkrankung
Sexuelle Funktionsstörungen sind häufig, aber in vielen Fällen gut behandelbar – vorausgesetzt, es besteht Offenheit zur Auseinandersetzung mit psychischen und partnerschaftlichen Themen. Eine verständnisvolle, nicht wertende Herangehensweise sowie eine gute therapeutische Beziehung sind entscheidend für den Therapieerfolg.