ICD-10 F50
Essstörungen
ICD-10 F50 - Essstörungen
Essstörungen sind psychische Erkrankungen, die durch ein gestörtes Essverhalten und eine verzerrte Wahrnehmung des eigenen Körpers gekennzeichnet sind. Sie treten häufig im Jugend- und jungen Erwachsenenalter auf und können zu erheblichen gesundheitlichen Folgen führen. Die Betroffenen haben oft ein extremes Bedürfnis nach Kontrolle, starkes Körperunwohlsein oder Angst vor Gewichtszunahme.
Ursachen und Risikofaktoren
Die Entstehung von Essstörungen ist multifaktoriell bedingt. Zu den wichtigsten Risikofaktoren zählen:
- Gesellschaftlicher Druck, insbesondere durch Schönheitsideale in sozialen Medien und Werbung.
- Familiäre Einflüsse, wie übermäßiger Leistungsdruck, konflikthafte Beziehungen oder elterliche Kontrollmuster.
- Psychische Vorerkrankungen, z. B. Depressionen, Angststörungen oder Zwangsstörungen.
- Perfektionismus und niedriger Selbstwert, häufig verbunden mit dem Gefühl, nicht zu genügen.
- Biologische Faktoren, wie eine genetische Anfälligkeit oder hormonelle Ungleichgewichte.
Diagnose
Die Diagnose erfolgt durch eine psychiatrisch-psychotherapeutische Untersuchung und basiert auf dem Verhalten, dem Essmuster und der Körperwahrnehmung der betroffenen Person. Wichtige Diagnosekriterien sind:
- Gestörtes Essverhalten, z. B. strenge Diäten, Essanfälle oder Erbrechen nach dem Essen.
- Übermäßige Beschäftigung mit dem Körpergewicht oder der Figur.
- Unter- oder Übergewicht, das medizinisch relevant ist (nicht bei allen Formen notwendig).
- Körperbildstörung, also eine verzerrte Wahrnehmung des eigenen Körpers.
- Physische Begleitsymptome, z. B. Ausbleiben der Menstruation, Kreislaufprobleme oder Mangelerscheinungen.
Unterformen der Essstörungen
| ICD-Kategorie | Beschreibung |
|---|---|
| F50.0: Anorexia nervosa (Magersucht) | Stark eingeschränkte Nahrungsaufnahme, deutliches Untergewicht, ausgeprägte Angst vor Gewichtszunahme und gestörtes Körperschema. |
| F50.2: Bulimia nervosa (Ess-Brech-Sucht) | Wiederholte Essanfälle mit kompensatorischem Verhalten wie Erbrechen, Fasten oder exzessivem Sport; starke Beschäftigung mit Figur und Gewicht. |
| F50.4: Binge-Eating-Störung | Regelmäßige Essanfälle ohne anschließende Kompensation; erheblicher Leidensdruck. Hinweis: In der ICD-10 teils nicht als eigene Diagnose kodiert; wird in der Praxis teils unter F50.8 oder F50.9 eingeordnet. |
| F50.8: Sonstige Essstörungen | Atypische oder gemischte Ausprägungen, die nicht eindeutig Anorexie oder Bulimie entsprechen (z. B. atypische Anorexie/Bulimie). |
| F50.9: Nicht näher bezeichnete Essstörung | Essstörung, die nicht weiter klassifizierbar ist oder bei der Informationen für eine spezifische Zuordnung unzureichend sind. |
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Behandlungsmöglichkeiten
Essstörungen erfordern eine oft langfristige, individuell abgestimmte Therapie. Mögliche Maßnahmen sind:
- Psychotherapie, insbesondere Verhaltenstherapie oder tiefenpsychologisch fundierte Verfahren.
- Ernährungsberatung und medizinische Überwachung, um körperliche Schäden zu vermeiden.
- Medikamentöse Unterstützung, bei begleitenden Störungen wie Depressionen oder Ängsten.
- Familientherapie, insbesondere bei Jugendlichen, um familiäre Muster zu erkennen und zu verändern.
- Stationäre Behandlung, bei schwerer Symptomatik oder akuter Gesundheitsgefährdung.

Prognose und Umgang mit der Erkrankung
Essstörungen können chronisch verlaufen, sind aber mit frühzeitiger, konsequenter Behandlung gut therapierbar. Die Rückfallgefahr ist erhöht, daher ist eine langfristige Nachsorge wichtig. Entscheidend für die Genesung ist neben der therapeutischen Arbeit auch ein unterstützendes soziales Umfeld und der Abbau von gesellschaftlichem Druck.