ICD-10 F90
Hyperkinetische Störungen
ICD-10 F90 – Hyperkinetische Störungen verständlich erklärt
Hyperkinetische Störungen beschreiben eine Gruppe von Verhaltensauffälligkeiten, die sich durch anhaltende Unaufmerksamkeit, Impulsivität und motorische Unruhe auszeichnen. Am bekanntesten ist die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS). Die Symptome treten bereits im Kindesalter auf und beeinträchtigen schulische Leistungen, soziale Beziehungen und das emotionale Wohlbefinden.
Ursachen und Risikofaktoren
Die Ursachen hyperkinetischer Störungen sind vielschichtig. Zu den bekannten Einflussfaktoren zählen:
- Genetische Veranlagung, insbesondere familiäre Häufungen von ADHS
- Neurobiologische Faktoren, etwa eine veränderte Aktivität in bestimmten Hirnregionen (z. B. Frontalhirn)
- Störungen im Dopamin- und Noradrenalin-Haushalt, die mit Aufmerksamkeitsregulation und Impulskontrolle zusammenhängen
- Frühgeburt, Geburtskomplikationen oder pränatale Belastungen, z. B. Nikotinkonsum während der Schwangerschaft
- Psychosoziale Faktoren, wie instabile Familienverhältnisse, Überforderung oder fehlende Struktur im Alltag
Diagnose
Die Diagnose erfolgt nach klaren Kriterien und umfasst:
- Deutliche Auffälligkeiten in Aufmerksamkeit, Aktivitätsniveau und Impulssteuerung, die über das altersübliche Maß hinausgehen
- Beginn der Symptome vor dem 7. Lebensjahr
- Konsistenz der Symptome in verschiedenen Lebensbereichen, z. B. Schule, Zuhause und Freizeit
- Ausschluss anderer Ursachen, z. B. Angststörungen, Depressionen oder neurologischer Erkrankungen
Behandlungsmöglichkeiten
Eine wirksame Behandlung besteht oft aus einer Kombination mehrerer Ansätze:
- Verhaltenstherapie, insbesondere mit Fokus auf Strukturierung, Selbstregulation und sozialem Training
- Elterntraining, um den Umgang mit impulsivem Verhalten und Konzentrationsproblemen zu verbessern
- Schulische Interventionen, z. B. Nachteilsausgleich, klare Regeln, strukturierter Unterricht
- Medikamentöse Therapie, meist mit Stimulanzien wie Methylphenidat (z. B. Ritalin), nach sorgfältiger Abwägung und ärztlicher Überwachung
- Psychoedukation, um Betroffene und ihr Umfeld über die Störung aufzuklären und Ressourcen zu fördern
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Unterkategorien hyperkinetischer Störungen
| ICD-Kategorie | Beschreibung |
|---|---|
| F90.0: Einfache Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung | Auch als klassisches ADHS bekannt. Gekennzeichnet durch Aufmerksamkeitsprobleme, Impulsivität und motorische Unruhe ohne gravierende Störungen des Sozialverhaltens. |
| F90.1: Hyperkinetische Störung des Sozialverhaltens | Kombination von ADHS-Symptomen mit auffälligem Sozialverhalten, etwa Aggressivität, Regelverstößen oder Konflikten mit Autoritätspersonen. |
| F90.8: Sonstige hyperkinetische Störungen | Hyperkinetische Störungsbilder, die nicht genau den Kriterien der anderen Unterkategorien entsprechen, aber ähnliche Symptome zeigen. |
| F90.9: Nicht näher bezeichnete hyperkinetische Störung | Diagnose wird gestellt, wenn eindeutige Symptome einer hyperkinetischen Störung vorliegen, die sich jedoch keiner spezifischen Unterform zuordnen lassen. |
Prognose und Umgang mit der Erkrankung
Die Entwicklung verläuft individuell unterschiedlich. Bei frühzeitiger Diagnose und geeigneter Förderung können viele Kinder lernen, besser mit ihrer Impulsivität und Unaufmerksamkeit umzugehen. Ein Teil der Betroffenen zeigt auch im Jugend- und Erwachsenenalter noch Symptome, jedoch oft in veränderter Form. Eine wertschätzende, strukturierte Umgebung, realistische Erwartungen und gezielte Unterstützung sind entscheidend für eine positive Entwicklung.