Mehr als eine Erinnerung: Zur Entstehung von Traumafolgestörungen

Unterschiede von Mensch zu Mensch
Warum leiden manche Menschen nach einem schrecklichen Erlebnis unter posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS), während andere diese Erfahrungen anscheinend „einfach wegstecken“?
„Die neuesten Forschungsergebnisse zeigen, dass die Genetik doch eine größere Rolle spielt als gedacht“, berichtet Dr. Julian Strauß, Facharzt für Neurologie & Facharzt für Nervenheilkunde der Klinik Friedenweiler. Besonders anhand von Studien an Zwillingen, aber zunehmend auch aufgrund von genetischen Untersuchungen ist davon auszugehen, dass die sogenannte genetische Disposition einen relevanten Teil bei der Entstehung von Traumafolgestörungen ausmacht.
Wie entsteht PTBS?
Depressive Syndrome als Folge traumatisierender Ereignisse sind physiologisch so zu erklären, dass in bestimmten Gehirnregionen ein Ungleichgewicht an Botenstoffen besteht. Bei PTBS ist die affektive (Gefühls-) Bewertung im sogenannten Mandelkern (Amygdala) im Gehirn entscheidend, wie Erinnerungen später erlebt werden.
Als Resilienz bezeichnet man die individuelle Fähigkeit, krisenhafte Lebensumstände erfolgreich zu verarbeiten und körperliche und psychische Folgen zu meistern. Und genau hier gibt es erhebliche Unterschiede zwischen Menschen. Forscher diskutieren, dass bestimmte Genvarianten das Risiko an einer PTBS zu erkranken, erhöhen (Nature Neuroscience).
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Gibt es eine Pille gegen die Angst?
Wie sieht die wirkungsvollste PTBS-Behandlung aus? Eine Untersuchung der renommierten Cochrane-Library bescheinigt der traumafokussierten Verhaltenstherapie sowie der EMDR-Behandlung („Eye Movement Desensitization and Reprocessing“) die besten Erfolgsaussichten.
Zwar können depressive Begleitsyndrome, Antriebs- und Schlafstörungen bedingt durch ein antidepressives Medikament mitbehandelt werden, aber als alleinige Behandlung ist das völlig unzureichend, unterstreicht Dr. Strauß aus der Klinik Friedenweiler, in welcher ein besonderer Behandlungsschwerpunkt auf der Therapie von Traumafolgen liegt.
Psychotherapeutische Behandlung von PTBS
EMDR hat sich als Behandlungsmethode mittlerweile sicher etabliert, auch wenn der Wirkmechanismus noch nicht bis ins letzte Detail bekannt ist. Die Behandlungsmethode basiert auf neuen Erkenntnissen der Traumaforschung und gilt als wichtiger Bestandteil im Rahmen des Gesamtbehandlungsplanes der Traumabearbeitung und Traumaintegration.
EMDR umfasst sowohl verhaltenstherapeutische, psychoanalytische und psychodynamische Elemente. Grundvoraussetzung für eine Behandlung ist jedoch, dass ein vertrauliches therapeutisches Verhältnis zwischen Patient und Arzt und Psychologen besteht. „Wir nehmen uns in der Regel zwei bis drei Wochen Zeit, bis wir mit der Kernarbeit der Traumatherapie beginnen“, berichtet Dr. Strauß.
Es ist wichtig, dass sich der Patient in der schwierigsten Therapiephase sicher und gut aufgehoben fühlt. Die gesamte Behandlung stellt schon eine Belastung für den Patienten, aber auch für den Therapeuten dar. Aber die positiven Behandlungsergebnisse in den allermeisten Fällen rechtfertigen diesen Aufwand, argumentiert der Arzt. „Mit einigen ehemaligen Patienten haben wir regelmäßigen Kontakt um eine Art interne Qualitätskontrolle zu betreiben und da sehen wir häufig eine anhaltende Stabilität im Alltag, auch bei schwierigen Fällen. Dann sind wir richtig zufrieden!“